Kaum eine Hauptstadt dieser Welt vereint soviel Vielfalt auf kurzer Distanz wie Panamastadt. Wie wäre es mit einer kleinen Wanderung durch den Urwald im Nationalpark Soberanía mit anschliessender Bootsfahrt auf dem Gatunsee?
Die geführte Tour beginn früh morgens, weil sich da die meisten Tiere zeigen. Nach nur 30 Minuten Fahrt erreichen wir einen der drei bei Tourguides beliebten Wanderwege. Die Bäume des Regenwaldes sind gigantisch. Die Sonnenstrahlen bahnen sich wie ein scharfes Schwert ihren Weg durch die Baumkronen und erschaffen eine herrliche Farb-Sinfonie von hunderten verschiedenen Grün- und Blautönen vor unseren Augen. Der Weg ist breit und bequem, eigentlich ist es eine Schotter- und Erdpiste. Also auch für Nicht-Sportliche und Kinder geeignet. Ab und zu ein lautes Grillen-Zirpen – es müssen wohl Hunderte sein – welches abrupt aufhört, sobald wir die Stelle passieren. Dann Vogelunterhaltungen. Die Tourführerin zeigt uns grün-türkise und rote, ja sogar einen Tucan. Und die Schmetterlinge. Zehnfache Grösse gegenüber dem, was man in Europa kennt. Und ein herrliches Blau.
Von Weitem hören wir Brüllaffen. Zwei Wanderer kommen uns entgegen und erklären uns, dass wir noch circa 10 Minuten laufen müssen, dann wäre eine Affenfamilie in den Baumkronen am Weg. Und tatsächlich, 2 Brüllaffen. Der Blick schärft sich, wir erkennen einen dritten, vierten und fünften. Unglaublich, was diese kleinen Tiere für ein Organ haben.
Auf dem Rückweg zeigt uns die Reiseführerin noch den wahrscheinlich kleinsten Frosch der Welt, weniger als 1 cm gross. Sie nimmt ihn vorsichtig in die Hand. Später auf dem Foto am PC erkennt man, dass es eindeutig ein Frosch ist. Und ja, er ist auch nicht sehr geduldig und springt ihr recht schnell davon.
Auf zum Gatunsee. Der Bootsführer (Ja, in Panama darf man dieses Wort noch sagen!) wartet schon auf uns. Unser Guide hat ein Picknick vorbereitet, was wir jetzt nach der Wanderung dankbar geniessen. Auch ein Bier für jeden ist dabei. Mit den Bananen in ihrem Picknickkorb ist sie jedoch geizig. Wir erfahren später das Warum.
Nun dreht das Boot auf. Gefühlte 30-40 km/h. Jedenfalls nähern wir uns schnell einem gigantischen Containerschiff. Die "Grossen" dürfen innerhalb der Kanalzone nur mit 11 km/h fahren, geführt von einem Lotsenschiff. So haben wir die einmalige Gelegenheit, auf Tuchfühlung mit diesem Giganten zu gehen. Nach der Kanalerweiterung können Schiffe mit bis zu 14´000 Containern passieren, vorher waren es „nur“ 4´600 Container. Wir rasen weiter über den Gatunsee und lassen den Containerfrachter hinter uns. In circa 500 Meter Abstand folgt ein Schüttgutfrachter, dahinter ein Kreuzfahrtschiff. Es ist wirklich eine einmalige Kulisse. Auf Tuchfühlung mit der Weltwirtschaft.
Plötzlich drehen wir nach rechts ab, unser Boot wird langsamer. Wir bewegen uns auf einige Inseln zu, die aus dem Gatunsee herausragen. Der Bootsführer vom Stamm der Emberá scheint hier jeden Winkel zu kennen. Nacheinander fährt er langsam und ruhig zu einzelnen Uferabschnitten, wo wir Wasserschildkröten, Krokodilen, Brüllaffen, Kapuzineraffen und Titiaffen (=Panama-Perückenaffe) begegnen. Und nicht nur begegnen. Die Kapuziner kommen direkt zu uns auf´s Boot. Was für ein Wahnsinn, wie zutraulich sie sind. Sie fressen uns die vom Guide mitgebrachten Bananen aus der Hand. Eine für viele Touristen wohl einzigartige Gelegenheit!
Nach diesen Erlebnissen geht es wieder auf die Fahrstrasse des Gatunsee, wo wir einen riesigen Autofrachter überholen, dann linkerhand die Eisenbahnbrücke unterqueren und an die Anlegestelle zurückkommen.
Fazit: Es ist einmalig, Paradies und Globalisierung so nah beieinander zu erleben, und das 30 Minuten von der pulsierenden Ciudad de Panamá entfernt. Die Tour kostet je nach Teilnehmerzahl zwischen $ 115 und $ 300 inklusive Abholung im Hotel und deutschem Reiseführer.
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